Zwei Abschiede standen heute ins Haus, der Erste war von meiner bezaubernden Erwachsenendeutschklasse, der Zweite ist mehr ein methaphorischer Abschied, nämlich von den kleinen Schildkröten, die wir heute frei gelassen haben. Für unsere Deutschschüler haben Anja und ich uns etwas besonderes einfallen gelassen. Da unser Thema ja gerade "Im Restaurant" ist und wir sowieso vor hatten ihnen etwas mehr oder weniger typisch Deutsches zu backen/kochen, entschieden wir uns schließlich für einen Mamorkuchen. Morgens in der Frühe haben wir dann zwei Kuchen gebacken und da Not erfinderisch macht, uns stand nämlich keine Kuchendekoration zur Verfügung, dekorierten wir den Kuchen mit zerbröseltem Traubenzucker und einer Schablone. Puderzucker konnten wir nämlich nicht auftreiben;Schokolade ebenso, Creme waren wir nicht in der Lage zu mischen und aus Bananen war uns es dann nicht schön genug. Zum Glück ist mir die Traubenzuckeridee gekommen. Durch das ganze Überlegen verlief unsere Zeitplanung nicht so geplant wie sie sollte und wir mussten das Fertigstellen unseres Kuchens auf die Pause verschieben, die uns zwischen den zwei Stunden zur Verfügung stand. Am Anfang der Stunde bekam ich erst einmal von unserem Schüler Ruwan ein Singhalesisch-Schreibheft geschenkt, welches er anscheinend extra für mich besorgt hat, weil ich mal erwähnt habe wie gerne ich die Schriftzeichen habe. Das war eine sehr süße Idee von ihm und heute habe ich schon fleißig schreiben geübt. Unsere Deutschstunde haben wir heute ziemlich locker geplant. Anfangs übten wir zwar noch einige Dialoge und machten Aufgaben, aber dann sollten sie die Tische zusammen schieben und ein kleines "Restaurant" aufbauen. So haben wir dann mal praktisch im Rollenspiel einen Dialog mit Kellner und Gästen geübt. Wir haben viel gelacht und es hat ihnen anscheinend sehr viel Spaß gemacht. In der kurzen Pause beendeten wir heimlich unseren Kuchen und schlichen uns durch das Lehrerzimmer hinein, damit es eine Überraschung für die Schüler blieb. Das Rollenspiel wurde wieder aufgenommen und als einer von uns der Kellner war, kamen wir mit einem Kuchen in der Hand wieder in die Klasse. Während des Essens haben wir dann noch ein Spiel gespielt, welches wir mit allerhand Fragen auf Deutsch gespickt haben. Es war ja schließlich immer noch Unterricht. Die Zeit verging zu schnell und schwupps war die Stunde schon um. Ich hab den Unterricht mit ihnen immer genossen, weil es eine entspannte und lustige Atmosphäre war. Man hatte das Gefühl, dass sie mit viel Spaß an die Arbeit gingen und sie unsere Lehrweise mitgerissen hat. Jetzt müssen wir sie an den nächsten Volunteer überreichen und hoffen, dass sie unsere Liebsten mit genau so offenen Armen aufnehmen und ihnen unsere Sprache mit viel Witz und Spaß näherbringen. Ich bin schon leicht wehmütig, wenn ich daran denke das heute das letzte Mal mit ihnen war. Zum Abschied haben sie sogar noch fast eine kleine Rede gehalten und uns gesagt, dass sie bei uns viel gelernt haben und trotz unsere mangelnden Erfahrung immer viel Spaß hatten. Das hat mich unheimlich gefreut und spült all die Arbeit weg, die man mit dem Vorbereiten hatte und all die Sorgen, die man hatte, weil man dachte man macht den Unterricht vielleicht falsch oder schlecht. Yagath brachte uns sogar noch ein besonderes Teepulver aus dem Hochland vorbei und schenkte beiden von uns eine Schachtel davon.
Eine weitere Lektion mit Undeshika, der Lehrerin begann, diesmal im Sariwickeln. Mir war es nämlich wichtig, auch wenn ich es bestimmt nicht so toll hinbekomme wie sie, meinen Sari auch in Deutschland zur Not anlegen zu können. Verdammt war das eine Arbeit sich alle Schritte zu merken und den dann noch so akkurat zu falten so dass alle Falten genau gleich groß sind und alle auf einer Linie liegen! Ich bin gespannt ob ich es denn auch so schön schaffe, wenn es mal darauf ankommt. Ich werde euch mal ein Bild hinzufügen von einer Wickelanleitung, wobei hier wieder die Regel zählt: Es sieht zwar leicht auch, es ist jedoch verdammt schwer.
Dann folgte auch schon der zweite Abschied, dieses Mal von den kleinen Schildkröten, die schon groß genug für die Freiheit waren. Sprich nach circa fünf Tagen, was jedoch nur die männlichen Schildkröten betraf. Jeder von uns hatte fünf kleine Babys freizulassen. Es ist beeindruckend wie gekonnt sie durch die starke Brandung schwammen, obwohl sie zum ersten Mal das Meer gesehen haben. Auch dass sie direkt in die richtige Richtung gekrabbelt sind war erstaunlich. Ob sie mal eine große Schildkröte werden und sich in den Tiefen des Ozeans vergnügen? Wie sie enden werden, schaffen sie die lange Reise bis zum Erwachsensein oder müssen sie vorher schon sterben? Viele Fragen, die mich beschäftigen und die sich mir wohl nie beantworten werden. Ich wünsche den Kleine zumindest viel Glück und Sicherheit auf ihrem hoffentlich langen Lebensweg. Mit starken Schlägen wanderten sie über den Sand, um dann ihren kleinen Kopf in die Wellen zu strecken. Oft wurden sie wieder von den hohen Welle an den Strand gespült, aber trotzdem haben es alle nach einer Zeit geschafft, was natürlich noch nicht heißt, dass sie ihr Leben draußen meistern werden. Am Himmel lauerten nämlich schon ihre ersten Feinde, Raubvögel, die es auf sie abgesehen haben, aber glücklicherweise auf Grund des heute unruhigen Meers ihre Beute schwer ausmachen konnten.
Ein Tag voller Abschiede und bald wird auch meiner folgen. Es wird mir unendlich schwer fallen mein persönliches Paradies hier zu verlassen. Gerade sind es ja nur schrittweise Abschiede, aber sie sagen mir trotzdem, dass bald der Härteste auf mich zukommen wird, dann ist es nämlich erst mal endgültig. Morgen werde ich dann meinen geplant letzten Arbeitstag antreten.
Subbe ratreejak Kyra
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es regnet heute mal wieder |
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